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Die Glaskugel, mehr als ein okkultisches Requisit?

 von 

Einleitung 

Vor 14 Jahren, also Anfang 2000 ist in der Zeitschrift basicpro ein Artikel mit der Überschrift Ein Blick in die Glaskugel publiziert worden. In diesem Artikel werden bekannte Personen aus der damaligen Entwicklerszene befragt, wie sie die Zukunft der Branche sehen. Im Abspann des Textes schreibt dazu Michael Willers, Developer Marketing bei der Microsoft GmbH:

Wenn Sie diesen Artikel in ein paar Jahren nochmals nachschlagen, werden Sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen können.

Nun, Herr Willers, ich habe das gemacht. Ich habe heute den Artikel gelesen. Vorneweg: Zum Grinsen war mir eher nicht zumute. Im Gegenteil, ich habe nicht schlecht gestaunt über die Weitsichtigkeit der Befragten. Das führt zu meinen Resümee: Sehr geehrte Microsoft Visionäre, ihr solltet mehr auf eure Anwender hören. Vor allem auf die Personen die eure Technologien an den Endkunden bringen. Und das sind nicht selten Entwickler wie die damals Befragten oder MVPs, die Petitionen unterschreiben oder tausend kleine Entwickler wie ich es bin, die für populäre uservoice-Vorschläge voten.

Aber lesen Sie selbst. Ich habe einige Visionen aus dem Artikel herausgepickt und möchte die Befragten wie folgt zitieren:

Die Zitate  

  1. Marcellus Buchheit, WIBU-Systems AG
    1. ... beispielsweise die Armbanduhr, die Ihren Besitzer laufend mit gewünschten Informationen aus der Umgebung oder aller Welt versorgt, ...
    2. ... Internet-kompatible Fernseher, der einfacher zu bedienen [...] ist als sein jetziger Vorläufer.
    3. Manche Experten sind heute der Meinung, daß solche Geräte den PC komplett verdrängen werden. Ich glaube das nicht: Der PC wird vielleicht nicht das am häufigsten verwendete Internet-Endgerät bleiben, aber das bei weitem leistungsfähigste und flexibelste, ...
    4. Software wird sich automatisch aus dem Web aktualisieren ...
  2. Thomas Füssl, Universität München:
    1. ... Komponenten, die von Rechner zu Rechner wandern können und dabei ihren Zustand, d.h. ihre enthaltenen Daten, mitnehmen.
    2. So stelle ich mir vor, daß ich Programme auf einer anderen Maschine ausführen kann, die Fenster aber lokal dargestellt werden und lokal bedienbar sind ...
  3. Christian Gross, devspace.com
    1. Aber Linux wird es auf den Desktop schaffen und anfangen, Windows zu ersetzen. Es wird der Brutkasten für Innovationen und interessante, neuartige Software.
    2. Aber man wird es [Visual Basic] auch das Cobol des 21 Jarhunderts nennen, [...]. Es wird Leute geben, die es lieben, und solche die es hassen. Java wird Visual Basic nicht als coole Sprache ersetzen. Es wird vielmehr mehrere coole Sprachen geben, ...
    3. Open Source sorgt vielmehr dafür, daß Softwarehäuser freundlicher werden und schneller auf Kundenwünsche reagieren. Natürlich sind davon die ganz großen Softwarehäuser ausgenommen.
    4. Telefone der dritten Generation werden herauskommen und unsere Art zu kommunizieren verändern. [...] diese Geräte überall sein werden und die Leute viel Zeit des Tages mit Warten verbringen, im Verkehr, in Schlangen, im Bus usw.
  4. Cordula Lochmann, VBA Magazin
    1. Die gewachsenen IT-Strukturen bringen eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Hard- und Softwarevarianten mit sich, die immer wieder Überraschungen bieten.
    2. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen für die Entwicklungsarbeit. Zum einen müssen Sie ein Bewusstsein beim Kunden schaffen, daß eine funktionierende Softwarelandschaft ein wertvolles Gut ist, das es zu erhalten gilt.
  5. Peter Monadjemi, ActiveTraining & Consulting
    1. Wir müssen uns damit abfinden, daß strategische Überlegungen der Herstellerfirma, und die gibt es bekanntlich reichlich, immer deutlichen Vorrang gegenüber dem haben werden, was sich einzelne Entwickler wünschen, sei es auch noch so sinnvoll.
  6. Ralf Westphal, BasicPro
    1. Der Zugriff auf das Internet wird für jeden Desktop-Rechner zur Selbstverständlichkeit. Wir werden einen Internetanschluß so selbstverständlich voraussetzen wie Elektrizität.
    2. Der PC im Handy und andere Kleinrechner für spezielle Zwecke werden dazu kommen. Telefon-PCs, die auch Email und HTML verstehen, Armbanduhr-PC, Schreibblock-PCs, Buch PCs (eBook) usw. machen für viele Benutzergruppen einfach viel mehr Sinn als Desktop-Geräte.
    3. Egal, ob Bildschirme irgendwann so klar lesbar wie Papier sein werden oder sich aufrollen lassen: Es müssen Anwendungen für die ständig wachsende Zahl von Rechnern geschrieben werden, schneller, einfacher, und sie müssen robuster und wartungsfreundlicher sein als heute.

Kommentar  

Wenn wir uns nun die technologische IT-Entwicklung der letzten 14 Jahre ansehen, stellen wir fest:

  • Der Begriff Cloud-Computing wurde maßgeblich durch Internetfirmen wie Google, Amazon und Yahoo geprägt. So hat zum Beispiel Amazon, heute weltweit größter Anbieter von Cloud-Computing, Mitte der 2000er Jahre die Weichen für die Verteilung der Spitzenlastzeiten gestellt. Vergleiche dazu 2.1 und 6.1
  • Anfang der 2000er hat VMWare die Virtualisierung auf den weit verbreiteten x86-Rechnern eingeführt. Der Sun Ray, einer der ersten Thin Clients, wurde zur gleichen Zeit von Sun Microsystems entwickelt. Vergleiche dazu 2.2
  • Der entscheidende Durchbruch für das Smartphone gelingt Apple mit dem iPhone im Jahr 2007. 2010 folgt das iPad. Vergleiche dazu 3.4 und 6.2.
  • Android, das gegenwärtig meistgenutzte Smartphone-Betriebssystem wurde quelloffen entwickelt und basiert auf Linux. Die Version 1.0 wurde 2008 offiziell freigegeben. Vergleiche dazu 3.1
  • Microsoft hat Anfang 2000 .NET eingeführt und damit Millionen VB-Entwickler in aller Welt vergrault. Und die wenigen, die übrig geblieben sind, starten nach fünfzehn Jahren noch immer neue Petitionen zur Wiedereinführung von VB-Classic. Vergleiche dazu 3.2, 4.2 und 5.1

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Quo Vadis - Andreas Vogt 20.02.14 13:41 2 Antworten