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Die VB-IDE richtig nutzen

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Übersicht 

Mit dieser Kolumne möchte ich versuchen, Ihnen gute Tipps zur Konfiguration der VB-Entwicklungsumgebung zu geben. Zusätzlich stelle ich ein paar meist nicht bekannte Tricks vor, mit denen Sie schneller und effizienter arbeiten können.

Sie richtet sich an den Anfänger bis Fortgeschrittenen VB-Programmierer. Profis kommen insofern leider nicht auf ihre Kosten.

Update: Neu hinzugekommen in dieser Kolumne sind zwei neue Tipps für die IDE und eine erweiterte Direktfenster-Beschreibung. Besten Dank für die Vorschläge per Mail.

Mit freundlichem Gruß
Benjamin Wilger

Konfiguration der VB-IDE  

Zu allererst werden wir uns der Konfiguration der VB-Entwicklungsumgebung annehmen.

Um effizient arbeiten zu können, sollte die IDE gut eingestellt sein. Ich lege ihnen die folgenden Tipps zur Konfiguration nahe, weil ich sie selbst seid längerer Zeit benutze und für sehr gut halte.

Öffnen Sie bitte unter dem Menü Extras – Optionen den Optionen-Dialog. Auf der Seite „Editor“ sollten Sie besonders den folgenden Einstellungen Beachtung schenken:

Automatische Syntaxüberprüfung

Deaktivieren Sie diese Einstellung, wenn Sie diese MessageBoxen auch immer nerven, wenn Sie eine halbfertige Codezeile verlassen, um an einer anderen Stelle des Codes etwas nachzuschlagen. Wenn Sie diese Einstellung deaktivieren, kommen diese Fehlermeldungen nicht mehr, sondern die Zeile wird einfach nur rot angezeigt.

Da ich sehr oft zwischen den Zeilen hin- und herspringe, wenn ich z.B. den Namen einer Variable oder eine Formel nicht mehr genau weiß, nervte mich diese Einstellung ganz besonders.

Variablendeklaration erforderlich

Nachdem Sie diese Option aktiviert haben, wird in jedem Modul am Anfang der Code "Option Explicit" angefügt. Dieser erzwingt die Deklaration von Variablen, was besonders bei umfangreichen Projekten absolut notwendig ist. VB zwingt Sie damit sozusagen zur Ordnung. :-)

Tabulator Schrittweite

Belassen Sie diese Einstellung am besten bei vier. So können Sie die Strukturierung des Codes am besten sehen, sofern richtig eingerückt wurde.

Seite "Editorformat"

Hier sollten Sie nicht allzu kreativ sein. Benutzen Sie am besten einen weißen bis hellgrauen Hintergrund, und eine schwarze Farbe für normalen Code. Die Standardeinstellungen von VB sind hier vollkommen Ok. Falls Sie die Schriftart ändern möchten, nehmen Sie am besten eine feste Schriftart, dessen Buchstaben alle gleich breit sind. Darunter gehört zum Beispiel "Courier New" oder "Terminal". Erstere Schriftart ist allerdings am besten zu lesen und ist nicht zu fett.

Seite "Allgemein"

Die Rastereinstellung sollte bei 60 oder 45 Twips liegen, jedoch nicht mehr, damit Sie mehr Freiheiten bei der Positionierung haben. Und nicht zu klein. Es ist wichtig, dass die Controls auf der Form einen ausreichenden Abstand zueinander und zum Form-Rand haben. Er sollte allerdings nicht zu groß sein, sonst wirkt die Form unübersichtlich. Versuchen Sie, sich an anderen Programmen zu orientieren und finden Sie ein ideales Mittel.

Seite "Umgebung"

Hier schließlich können Sie im eigenem Interesse an ihre Daten und Codes im Feld "Beim Starten ihres Programms" das Speichern aktivieren. Auf jeden Fall sollte die Abfrage erscheinen, wenn Sie allerdings auf Nummer sicher gehen wollen, gleich automatisch speichern lassen.

Gewöhnen Sie sich zusätzlich an, bei jeder größeren Änderung eines Codes einfach mal fix STRG+S zu drücken. Das bewirkt das speichern und tut auch nicht weh ;-)

Als Argument gegen diese Vorgehensweise wird oft gesagt, dass bei Umschreibaktionen von Programmen nicht gespeichert werden kann, um das Programm nicht zu "vercoden". Die einfachste Lösung lautet: Backup machen!

Anordnung der Toolbars und Fenster

Mit den Standardeinstellungen und den normalerweise angezeigten Fenstern und Toolbars werden Ihnen eine Menge höchst nützlicher Werkzeuge vorenthalten.

Beispielsweise sollten Sie auf jeden Fall neben der Standard-Toolbar auch die "Bearbeiten" und "Form-Editor" Leisten anzeigen. "Bearbeiten" enthält zum Beispiel zwei Knöpfe zum (aus-)kommentieren von mehreren Zeilenblöcken sowie zum einfachen Einrücken mehrerer Zeilen. Alternativ können Sie übrigens auch die Zeilen markieren und mit der Tab-Taste Einrückungen vornehmen. Mit Shift-Tab nehmen Sie die Einrückung zurück.

Die "Form-Editor" Leiste hilft Ihnen beim Positionieren Ihrer Controls. Sie können zum Beispiel andere Steuerelemente an ein bestimmtes Objekt ausrichten oder zentrieren.

Neu: Toolbar-Button: Vollständige Kompilierung

Visual Basic führt innerhalb der IDE standardmäßig Programme unvollständig aus. Es kompiliert lediglich die benötigten Teile hinzu, je nach Bedarf. Das hat den Vorteil, dass der Start relativ schnell geht, da nicht das gesamte Projekt analysiert wird. Allerdings hat dies den entscheidenen Nachteil, dass evtl. Syntaxfehler in Prozeduren, die beim Start nicht ausgeführt werden, sondern z.B. per Button, erst erkannt werden, wenn diese Prozeduren ausgeführt werden.

Führt man das Programm in vollständiger Kompilierung aus, gleicht das einem Speichern als Exe-Datei. VB analysiert den gesamten Code nach Fehlern und lässt es erst dann locker, wenn alle beseitigt sind. ;-)

Es gibt einige Wege, wie Sie das Programm vollständig kompiliert starten können. Einerseits geht es über den Menüpunkt "Ausführen"->"Starten, vollständige Kompilierung" bzw. dem Hotkey STRG+F5. Am elegantesten allerdings geht es über einen eigenen Button in der Toolbar, direkt rechts neben dem normalen Startknopf.


Abbildung 1: So könnte Ihr neuer Button in der Toolbar aussehen.

Einen eigenen Button in die Toolbar setzen

Klicken Sie auf eine freie Fläche in dem Toolbar-Bereich und wählen Sie "Anpassen". Wechseln Sie auf den Tab-Reiter "Befehle" und wählen Sie links "Ausführen" aus. In der rechten Liste sollte nun ein Eintrag "Starten, vollständige Kompilierung" zu finden sein. Schieben Sie ihn dort in die Toolbar, wo Sie ihn haben wollen.

Anschließend klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den normalen "Ausführen"-Knopf und wählen sie "Schaltflächensymbol kopieren" aus. Nun öffnen Sie das Kontextmenü des neuen Buttons und wählen "Schaltflächensymbol einfügen" und anschließend "Schaltflächensymbol bearbeiten". In dem nun erscheinenden Dialog lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf ;-)

Wenn Sie ein schönes Motiv für den Button erstellt haben, bestätigen Sie den Dialog und schließen Sie das Anpassen-Fenster. Wenn Sie nun auf den Button klicken, wir das Programm mit vollständiger Kompilierung gestartet und Sie können sich sicher sein, dass das Programm keine Syntax- und Deklarationsfehler mehr enthalten sollte, wenn keine entsprechende Fehlermeldung erscheint.

Neu: Standardpfad für Ihre VB-Projekte

Nachdem Sie VB gestartet haben, erscheint ein Dialog, indem Sie ein neues Projekt erstellen, beziehungsweise ein bestehendes Projekt öffnen können (Tabreiter "Vorhanden"). Jedoch müssen Sie sich meist bis zu Ihrem eigentlichen Pfad zu Ihren VB-Projekten durchklicken, da VB hier als Ausgangspfad das Installationsverzeichnis von VB vorsieht.

Es findet sich weder in den Einstellungen, noch in der Registry ein entsprechender Eintrag dafür. Um trotzdem den Pfad zu ändern, müssen Sie das Arbeitsverzeichnis ändern, in dem VB standardmäßig gestartet wird. Dies geht, indem Sie die Verknüpfung im Startmenü modifizieren.

So gehen Sie vor

Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Eintrag von Visual Basic im Startmenü. Wählen Sie Eigenschaften. Unter dem Tabreiter "Verknüpfung" (differiert ggf. unter anderen Betriebssystemen) ändern Sie den Eintrag "Ausführen in:" nach Ihren Wünschen. Beachten Sie, dass Sie bei langen Verzeichnisnamen (also wenn diese z.B. Leerzeichen enthalten) unbedingt Anführungszeichen an den Anfang und ans Ende des eingegebenen Pfades stellen. Bestätigen Sie mit OK und probieren Sie es direkt aus ;-)

Das Direktfenster  

Sinn und Zweck

Den meisten ist das Direktfenster(auch Debug-Window genannt) insofern bekannt, als dass man dort per Debug.Print Ausgaben des Programmes platzieren kann. Doch wussten Sie bereits, dass Sie im Direktfenster auch Code direkt (deshalb heisst's so!) ausführen können?

Deklarieren Sie mal in einem Modul eine Funktion, die irgendeine Berechnung durchführt und das Ergebnis dann als Rückgabewert ausgibt. Um nun diese Funktion zu testen, reicht es aus, im Debug-Fenster folgendes einzugeben:

Debug.Print MeineFunktion(4, 6)

Nachdem Sie mit Enter bestätigt haben, sollte das Ergebnis der Berechnung direkt unter der eingegebenen Zeile erscheinen oder ein Fehler auftreten, dass Ihre Funktion nicht existiert oder Fehler enthält.

Beachten Sie, dass im Direktfenster ausschließlich Funktionen ausgeführt werden können, die in einem Modul als öffentlich deklariert wurden. Ansonsten stehen ihnen sämtliche VB-Befehle bis auf die für die Variablendeklaration zur Verfügung.

Sie müssen sich allerdings auf eine Zeile beschränken. Schleifen sind somit nur mit einem kleinen Trick möglich:

For i = 0 To 16: Debug.Print 2 ^ i: Next i

Neu: Aber das Direktfenster kann noch mehr!

Alternativ zu Debug.Print gibt es noch einen weiteren Befehl, der beliebige Befehle ausführt und dessen Werte in die nächste Zeile ausgibt. Tippen Sie dazu einfach ein Fragezeichen, geben Sie anschließend Ihren Befehl ein und drücken Sie Enter.

?12 + 13

Falls Sie zudem schnell und einfach einen Fehler testen oder die Bedeutung von Fehler 13 herausfinden wollen, tippen Sie einfach:

Error 13

Nach Bestätigung der Enter-Taste sollte die entsprechende Fehlermeldung erscheinen.

Nützliche Hotkeys und Menübefehle  

STRG + S

Der für mich wichtigste Hotkey. Kennt eigentlich jeder, klar: Hiermit wird das aktuelle Projekt gespeichert. Jedes mal, wenn ich irgendwo im Code eine Sub geändert habe, drücke ich diesen Hotkey. Besonders bei Programmen, die viel mit Hooks und Subclassing arbeiten, ist das regelmäßige Speichern absolut unerlässlig.

STRG + Leertaste

Öffnet eine Intelli-Sense Liste mit sämtlichen verfügbaren Befehlen, Funktionen und Konstanten. Während des Schreibens kann zudem eine Art Auto-Verfolständigen genutzt werden.

Tippen Sie beispielsweise "formatc" ein und drücken Sie STRG+Leertaste. VB wird automatisch den Befehl ausschreiben zu FormatCurrency.

Die Prozedur-Assistenten im Extras-Menü

Prozedur hinzufügen

Ein durchaus hilfreicher Assistent zum Erstellen einer neuen Prozedur für Schreibfaule. Das einzige, was Sie noch hinzufügen müssen, sind die Argumente, sofern vorhanden.

Prozedurattribute

Jetzt wirds interessant. Für Programmierer von Klassen und ganzen ActiveX-DLLs ist dieser Dialog durchaus nicht unwichtig. Denn hier kann man Beschreibung und Attribute für Prozeduren setzen.

So einfach ist das allerdings nicht. Wollen Sie beispielsweise die Standardeigenschaft einer Klasse ändern, müssen Sie die Prozedur-ID auf "Voreinstellung" setzen, nicht etwa die Checkbox "Voreinstellung für Benutzeroberfläche".

Ansonsten sollten die gängigsten Einstellungen recht intuitiv verlaufen.

Das Code-Kontextmenü

In dem Kontextmenü, was aufklappt, wenn man mit der rechten Maustaste irgendwo im Code-Editor klickt, gibt es allerhand nützliche Methoden, die einem zum Beispiel einige Sucharbeit erleichtern.

Umschalten

Hier können Sie schnell umschalten, wie Visual Basic mit Fehlern umgehen soll. Zusätzlich erlaubt dieses Menü das setzen von Haltepunkten und Lesezeichen, was jedoch einfacher über die linke Leiste neben dem Code-Editor bzw. über die Toolbar zu bewerkstelligen ist). Nützlich ist zum Beispiel die Einstellung Bei jedem Fehler unterbrechen, wenn das Programm trotz Fehlerbehandlung anhalten soll, sobald ein Fehler auftritt.

Überwachung hinzufügen

Für Algorithmen ist dieses Feature besonders hilfreich. Man kann hier eine Überwachung für Variablen hinzufügen und bestimmte Aktionen starten, sobald sich diese ändert. Außerdem bekommt man im Einzelschritt-Modus in einem extra Fenster ständig den aktuellen Wert der Variable mitgeteilt.

Definition

Setzt man den Cursor vorher auf den Namen einer Variable oder Funktion, so springt - falls möglich - der Cursor automatisch zu dessen Definition. Hat man zum Beispiel eine globale Variable in einem Projekt und will schnell zu dessen Deklarationsmodul springen, geht dies mit diesem Befehl ganz einfach.

Letzte Position

Sowas wie eine Rückgängig-Funktion für die Cursor-Position. Wo immer sie auch waren. Hiermit kommen Sie zurück, woher sie kommen. VB speichert die Position des Cursors, sobald Sie etwas am Code an der Stelle ändern.

Schlusswort  

Ich hoffe, dass ich mit dieser Kolumne ein paar Tipps geben konnte, die Sie vielleicht noch nicht kannten. Über Lob und Tadel zu dieser Kolumne in Form einer E-Mail würde ich mich sehr freuen. Schreiben Sie mir einfach.

Mit freundlichem Gruß
Benjamin Wilger

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Kommentar von Dave84620 am 28.12.2008 um 11:14

...und auch 5 Jahre nach dem Erscheinen noch sehr hilfreich! Vielen Dank :o)

Kommentar von J.Detlef Beyer am 08.07.2006 um 20:33

Für mich sehr hilfreich!

Kommentar von H. Boucsein am 12.12.2004 um 15:23

Könnt ihr mir mit der Programmierung von schleifen helfen, welche vor- und Nachteile haben sie, wo werden sie Angewendet usw.
Danke im Vorraus bitte antwort auf email-adresse!

Kommentar von Herfried K. Wagner am 12.03.2003 um 18:44

Ich bevorzuge im Code-Editor Fixedsys als Schriftart, Bezeichnertext ist bei mir dunkelrot, Schlüsselwörter sind dunkelblau.

Kommentar von Konrad Rudolph am 09.03.2003 um 16:12

Sehr nette Kolumne, die man eigentlich zur Pflichtlektüre für Noobs machen sollte!
Ich selbst habe die meisten Einstellungen wie hier beschrieben eh schon vorgenommen, nur das Verkleinern des Twips-Abstands beim Formulardesigner hatte ich noch nicht. Jetzt schon ;)

Eine kleine Anmerkung zum Editorformat: ich persönlich würde empfehlen, die Schlüsselwörter ebenfalls farbig hervorzuheben (ich selbst benutze Grau für diesen Zweck), dadurch wird der Code noch ein wenig übersichtlicher.
Und als Schriftart kann ich statt Courier New noch Lucida Console empfehlen, die ist auch Monospace, im Gegensatz zu Courier aber Sans Serif und daher gerade für Code sehr gut geeignet.